Die Lebensversicherung ist seit Jahrzehnten der Liebling der deutschen
Sparer für die Altersvorsorge. Die mickrigen Zinsen nagen aber zunehmend
an den Erträgen. Macht eine Lebensversicherung trotzdem noch Sinn?
Originaltext: http://www.n-tv.de/ratgeber/Lohnt-die-Lebensversicherung-noch-article14639061.html
In
Deutschland gibt es immer noch mehr Lebensversicherungen als Einwohner.
Gut 87 Millionen Verträge haben die Menschen nach Angaben des
Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft im Bestand. Viele
davon laufen allerdings schon seit Jahrzehnten. Ob sich der Abschluss
einer neuen Lebensversicherung angesichts sinkender Erträge lohnt, ist
umstritten. Die wichtigsten Argumente der Befürworter und Gegner:
Pro Lebensversicherung
Wenn
der Hauptverdiener einer Familie stirbt, kann das in einem finanziellen
Fiasko enden. Eine Lebensversicherung schützt die Angehörigen davor.
Aus Sicht von Verbraucherschützern ist dafür der Abschluss einer
Risikolebensversicherung ausreichend. Sie ist deutlich günstiger als
eine kapitalbildende Lebensversicherung, da sie nur den Todesfall
absichert und die eingezahlten Beiträge nicht erstattet werden.
Im
Gegensatz dazu dient die kapitalbildende Lebensversicherung auch zur
Altersvorsorge. Versicherte können sich die Beiträge entweder in einer
Summe auszahlen lassen oder eine lebenslange Rente erhalten.
Für
Neuverträge liegt der Garantiezins, der vom Bundesfinanzministerium
festgelegt wird, seit Anfang des Jahres bei 1,25 Prozent. Hinzu kommt
die freiwillige Überschussbeteiligung, über die Versicherer je nach
Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu
entscheiden. Im Durchschnitt lag die Verzinsung aus Garantiezins und
Überschussbeteiligung nach Angaben der Ratingagentur Assekurata im
vergangenen Jahr bei 3,54 Prozent und sinkt in diesem Jahr auf 3,33
Prozent.
Mehrere Versicherungen bieten inzwischen auch Verträge
an, bei denen zwar keine Zinsen garantiert werden, dafür aber eine
höhere Rendite möglich ist. Zugesichert werden der Erhalt der
eingezahlten Beiträge und später eine Mindestrente. Wenn es am
Kapitalmarkt aufwärts geht, sollen Kunden von höheren Renditechancen
profitieren. Marktführer Allianz verkaufte nach eigenen Angaben seit dem
Start Mitte 2013 mehr als 90.000 Verträge der neuen Versicherung.
Kontra Lebensversicherung
Überschussbeteiligung,
Garantiezins, Bewertungsreserven - wer blickt da noch durch?
Verbraucherschützer beklagen seit Jahren eine mangelnde Transparenz der
Lebensversicherungen. “Kein Kunde kann wirklich nachvollziehen, was bei
einer Lebensversicherung mit seinem Geld passiert”, kritisiert Axel
Kleinlein vom Bund der Versicherten.
Im Februar scheiterte ein Rentner vor dem Bundesgerichtshof
mit einer Klage gegen die Allianz. Er war der Auffassung, die
Versicherung habe die Bewertungs- oder stillen Reserven
unzulässigerweise mit anderen Überschüssen verrechnet und ihm aus einer
2008 ausgelaufenen kapitalbildenden Lebensversicherung rund 650 Euro zu
wenig an Zinsen ausbezahlt. Die Richter stellten jedoch fest, dass die
Versicherer ihre Berechnungen zu den Bewertungsreserven nicht
grundsätzlich offenlegen müssen. “Der BGH hat nun sogar bestätigt, dass
der Kunde einfach glauben muss, was ihm der Versicherer vorrechnet.
Kontrollieren kann das kein Kunde”, beklagt Kleinlein.
Die Zeiten,
in denen Lebensversicherungskunden mit einer garantierten Verzinsung
von 4 Prozent rechnen konnten, sind lange vorbei. Es gilt der bereits
erwähnte Garantiezins von 1,25 Prozent. Die Altverträge werden für die
Versicherer aber zunehmend zum Problem, da sie die früher versprochenen
Zinsen kaum noch erwirtschaften können. Was sie für die hochverzinsten
Altverträge beiseitelegen, fehlt als Überschussbeteiligung.
Für
viele Kunden wird daher ihre Lebensversicherung immer weniger wert: Wo
im Jahr 2000 noch eine laufende Verzinsung von mehr als 7 Prozent stand,
sind es heute weniger als 4 Prozent. Weiterer Kritikpunkt der
Verbraucherschützer ist die mangelnde Flexibilität der
Lebensversicherung: “Wer früher als ursprünglich geplant den Vertrag
beenden möchte, weil das Geld benötigt wird oder der ehemals Begünstigte
nicht mehr gesichert werden soll, muss mit massiven Verlusten rechnen”,
warnt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.
Quelle: n-tv.de , awi/dpa
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